Music4Medias September 21, 1993
DarstellerInnen: Robert Atzlinger, Alexander Bernard, Andrea Diosi, Helmut Fröhlich, Michael Gitter, Ingrid Höller, Renate Köhn, Peter Andreas Landerl, Susanne Lietzow, Dietmar Nigsch, Tom Pohl, Andreas Puehringer, Angie Schmidtner, Georg Staudacher
Regie: Uwe Dörr
Ausstattung: Jürgen Gaulocher, Andreas Mathes
Lichtgestaltung: Stefan Pfeistlinger
Musik: Peter Androsch, Wolfgang Fadi Dorninger
Video: Jürgen Gaulocher, Andreas Mathes
Dramaturgie: Wolfgang Huber-Lang
Uraufführung: 21.09.1993 Theater Phönix Saal
"H.J." erzählt die Geschichte eine (un)aufhaltsamen Aufstiegs, von neuen Heilserwartungen und alten Botschaften, von Perspekivelosigkeit und Verführbarkeit, von harmloser Rede und entschlossener Tat. Das dabei kein Theater mit Samthandschuhen herauskommen kann, versteht sich von selbst. Politisches Proporzdenken und behutsame Ausgewogenheit sind von "H.J." nicht zu erwarten - spannendes Theater allerdings schon, Theater, das sich selbst exponiert, auch um den Preis, zu irritieren, anzuecken.
"H.J." verwebt mehrere Ebenen miteinander. Es zeigt eine unbefriedigte und aggressive Gesellschaft, in der private Enttäuschungen leicht in politische Gewalt umschlagen können, es zeigt die vergeblichen Bemühungen der verschiedenen bisher für das Seelen- und sonstigen Heil zuständingen Institutionen, diese Unzufriedenheit für sich zu nutzen, und es zeigt die, deren Gewandtheit und Skrupellosigkeit daraus am Besten Kapital schlagen lässt.
Es geht "H.J." nicht darum, bestimmte Namen zu nennen oder Schuldige zu finden, es geht um das Herausarbeiten wiedererkennbarer Politik- und Verhaltensmuster mit den Mitteln der Farce, um dahinterliegende Strukturen und Gefahren deutlich zu machen. Es geht also nicht um Einzelpersonen, sondern um die Umstände, die dazu führen können, einzelne Personen wichtig (und gefährlich) werden zu lassen.
Die acht Szenen des Stücks haben ein illustres Personal: Da gibt sich ein "verschlampter und schimmliger G.Father" samt frustrierter Tochter "Mary MG" ebenso die Ehre, wie ein zorniger Bischof ("dick, ausgesprochen dick"), ein "Kapo" und ein "Vize" bemühen sich um die Gunst des Volkes, die ein "Präsident Ade" ("hager und mager, ausgesprochen hager und mager") und eine Dame namens "Knacktritt" nicht mehr nötig haben. Da treffen wir in einer heruntergekommen Wohnkoje auf einen glühenden Whitney-Houston-Verehrer, in einem Lifestyle-Lokal auf einen deplaziert wirkenden Fettwanst, und in einer Telefonzelle auf eine streitbare Anwältin. Und natürlich "H.J.", der den Wahlkampf seines Lebens führt.
Doch auch das Entertainment kommt nicht zu kurz: Wir sehen den einstmals hoffnungsvollen Erben "Tschisas" bei seiner waghalsigen Nummer an der Regentonne, Polit-Stars bei ihren sprotiven Übungen an Fallschirmen, Hängeleitern und Gummiseilen. Und wir erfahren manches Wissenswerte über eine unterschätze Tierart: die Kröte.
Fotos, Text und Information: Theater Phönix Linz
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Homepage Theater Phönix Linz
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