Music4Medias  March 27, 2015

Theatre Music: "Peer Gynt" Henrik Ibsen

Theatre Music: "Peer Gynt" Henrik Ibsen

Henrik Ibsen "Peer Gynt"

Dramatisches Gedicht
Deutsch von Frank Günther

Premiere 27.03.2015, Spielstätte Arena Schauspielhaus

Leitung

Inszenierung: Gerhard Willert
Bühne und Kostüme: Alexandra Pitz
Musik: Wolfgang "Fadi" Dorninger
Dramaturgie: Kathrin Bieligk

Besetzung

Eva-Maria Aichner, Katharina Vötter, Carina Werthmüller, Georg Bonn, Björn Büchner, Sven-Christian Habich, Peter Pertusini, Lutz Zeidler

Stückinfo

Peer Gynt ist ein Träumer und Geschichtenerfinder. Er lügt, verführt die Frauen und weiß kein Geld zu verdienen. Die Leute aus dem Dorf halten ihn für einen Aufschneider, der sich dem Leben nicht stellt. So verlässt er das triste Bauernnest, in das er geboren wurde, mit dem Ziel, Kaiser der Welt zu werden. Und damit verlässt er auch seine Mutter Aase und Solveig, die ihn liebt. Auf seiner Reise durch die Welt führt er ein Leben der Extreme: Im Reich der Trolle zeugt er ein Kind mit der Tochter des Troll­königs, als Glücksritter und ­Waffenhändler zieht er durch ­Afrika, als Prophet und Mörder landet er im Irrenhaus. Nur zu sich selbst findet er dabei nie. Peer Gynt führt ein Leben ohne Bezug zu seinen Mitmenschen. Denn er weiß genau, wie Erfolg und Reichtum in der modernen Welt zu erlangen sind: „Sich frei und unbeteiligt in der Schwebe zwischen den Fallstricken des Lebens zu halten. Zu wissen, dass dir immer ein Hintertürchen offenbleibt.“ Nach durchwanderten Jahren, während derer er unzählige Identitäten angenommen und abgestreift hat, begreift er spät: Wie eine Zwiebel besteht sein Leben aus lauter Schalen ohne Kern. Als alter Mann macht er sich schließlich auf den Heimweg: Zu sich selbst? Solveig, mit der er keine Lebens-Zeit verbracht hat, tröstet ihn am Sterbelager: „Schlaf, schlaf und träume.“

Der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen stammte aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie, doch musste er als noch nicht achtjähriges Kind erleben, wie die bürgerliche Existenz seines Vaters durch Bankrott vernichtet wurde. Trotz der aufgezwungenen Apothekerlehre wandte er sich früh dem Theater zu und wurde schon als Dreiundzwanzigjähriger Leiter des Theaters in Bergen. Mit Peer Gynt schuf er 1867 eine fantastische Mischung aus Volksmärchen, Abenteuergeschichte und philosophischer Abhandlung über den modernen Menschen. Das Stück, häufig als „nordischer Faust“ bezeichnet, folgt dem naiv-impulsiven Peer auf seiner lebenslangen Identitätssuche. Anders als in seinen späteren „Gesellschafts­dramen“ bearbeitet Ibsen die ­Lebensgeschichte seines Pro­tagonisten hier noch nicht retro­spektiv-analytisch, sondern lässt sie in einzelnen Stationen vor dem Auge des Zuschauers ab­rollen. Die Spannung zwischen halb phantastisch-märchenhafter und halb historisch-realistischer Welt spiegelt sich auch in der Spannung der Hauptfigur: Peer ist halb verführerischer Träumer, halb kompromissloser Egoist. Die formale Gestaltung mit ihrer Stationentechnik, ihrem epischen Stil und der Verkörperung innerer Kräfte in symbolhaften Figuren hatte großen Einfluss auf das moderne Theater und nimmt Expressionismus und Surrealismus, ja selbst Beckett und Freud vorweg. Die Schnitttechnik könnte man fast filmisch nennen. Ein Stück geradezu prädestiniert für die neue Arenabühne im Schauspielhaus an der Promenade.

Fotos: Thomas Maximilian Jauk
Text und Information: Landestheater Linz

For more information:
ORF OÖ

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