Bands March 1, 1995
Hinter Aural Screenshots verbergen sich die elektroakustischen Feinspitze Wolfgang Fadi Dorninger (Monochrome Bleu, Wipe Out) und Josef Linschinger (Fuckhead) und deren ganz spezielle Auffassung von Ambient-Soundscapes. Diese definieren sich weniger durch einen beruhigenden-meditativen Chill Out-Charakter, sondern verstehen Ambient viel eher als konstruierte akustische Umgebungen, die im strickten Gegensatz zu Eric Satie´s "Musique d´Ameublement" jedoch keine akustischen Möbelstücke hervorbringen (und wenn, dann handelt es sich nicht um gemütliche Plüschsofas, sondern um sperrige, kantige Ungetüme, mit denen man sich blaue Flecken einhandelt). Stattdessen orientieren sich Aural Screenshots mit ihren abstrakten, elektronischen Klanggebilden sowohl an futuristischer "Geräuschkunst", wie an moderner elektronischer Avantgardekunst und deren verschiedenen Rezeptionsweisen in der Popkultur (Industrial, Techno) und gehen dabei der Frage nach, mit welchen Ansätzen und Potentialen es noch möglich ist, daraus eine aktuelle, radikale musikalische Formsprache zu entwickeln. Unterstütz werden Aural Screnshots gelegentlich vom geistes- und methodenverwandten amerikanischen Extremgitarristen Jim Plotkin (O.L.D.).
Text: D.D.T. Neidhart
Das Studio als Synapse, Motor und Spielfläche ermöglicht es aural screenshots Kompositionsprozesse in Bewegung zu halten, Momente aktualisiert in die Musik einzubinden und ein provokantes experimentelles Medium zu schaffen.
Das Mischen von bedeutungslosen Geräuschen mit solchen, denen eine semantische Bedeutung zugestanden wird, ermöglicht es aural screenshots, wahrnehmungs-interaktive Teile in komponierte Elemente einzubinden. DieseMusikenvironments schaffen neue Räume und Situationen. Das Eigenleben von synthetischen Klangerzeugern der letzten Dekaden ermöglicht es aural screenshots, herkömmliche Formen musikalischer Sprachlichkeiten zu überwinden, bis hin zur Möglichkeit, technische Unbestimmbarkeiten als eigene Formensprache in den Prozeß des Musikschaffens einzubinden. Fälschlich eingesetze Routings auf Oszillatoren, Filter und Hüllkurven erzeugen digitale Feedbacks oder intern unregelmäßig verlaufende Schleifen und Übersteuerungen, die in Folge eine Unkontrollierbarkeit des Klangbildes bewirken. Die Zerstörung von Informationspfaden und Parametern erzeugt Klänge, die durch das Verlassen der gerätespezifischen Sprache zu einer Nichtsprache mutieren und erst durch Eingriffe übergeorneter Systeme eine kulturelle Transparenz erhalten.
Aural Screenshots: Wolfgang Dorninger & Josef Linschinger
Dorninger: Tonträger mit Aural screenshots, Monochrome Bleu, Josef K. Noyce & Wipeout. Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien (Mkl. Prof. Weibel), betreibt die Musikproduktionsfirma Sonic Sound in Linz, Theatermusik, Filmmusik und unzählige Soundenvironments für Installationen und Performances.
Linschinger: Tonträger mit Aural Screenshots und Fuckhead, Studierte am Brucknerkonservatorium Linz und an der Musikhochschule Wien (Institut für Elektroakustik).
Ars Electronica 1995 "Horizontal Radio" Ars Acustica International (EBU) und Transit (for Ars Electronica 1995)
Flex 1996
Kanal Schwertberg 1996
Ars Electronica/Subtronic 1996 "Riding a train" (feat. James Plotkin)
For more information:
Aural Screenshots at SR-Archiv
PDCD Retrospective 88|98
Ars Electronica 1996 - "Ridin' a Train", AURAL SCREENSHOTS feat. JIM PLOTKIN (A / USA), Fadi Dorninger from ars history on Vimeo.
Josef Linschinger, James Plotkin, Wolfgang Dorninger - Ridin A Train 1996
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